Samstag, 8. Juni: Riga – Ruhnu
Toni, Chrisi, Roman und Bumä sind spät am Freitag Abend in Riga eingetroffen. Vom Flughafen zur Marina ist es nur ein Katzensprung. Nach einem Mitternachtsimbiss und ein, zwei Schlummerbecher ging es dann bald in die Kojen. Das reissen der Crew nach einem Stadtrundgang verhalten, so dass wir beschlossen gegen 13.00 Uhr abzulegen. Roman und Bumä haben die Vorräte grosszügig aufgefüllt, vor allem Konfitüre, welche ich im grossen Laden drei Tage vergebens gesucht hatte 😉
Bevor wir aufbrachen gab es aber noch einen schönen Brunch mit Zopf, natürlich vom Müller Beck, aus der Heimat.
Unser Ziel war wiederum die Insel Ruhnu, welche ich mit Till und Dani schon vor ein paar Tagen auf dem Hinweg besucht hatte. Direkt von Riga aus sind das knapp 60 Meilen, was einer Reisezeit von 10-12 Stunden entspricht. Die Windprognosen waren nicht schlecht, ab ungefähr vier Uhr morgens sollte der Wind dann aber deutlich auffrischen. Wir wollten vorher da sein. Wir konnten zwar nicht alles segeln, doch ein grosser Teil der Strecke. Um halb eins, mit dem letzten Licht der Dämmerung (!) haben wir in Ruhnu fest gemacht. Es wird tatsächlich hier oben erst um halb eins richtig dunkel und ab halb drei beginnt es wieder zu tagen. Sonnenuntergänge und -Aufgänge fast im Norden sind etwas gewöhnungsbedürftig.
Sonntag, 9. Juni: Inselrundgang auf Ruhnu
Ein bisschen Erholung und Ferien dürfen dann ja auch sein, für die Crew und mich. So gab es einen Tag auf Ruhnu. Ein Besuch der Waldbar beim Leuchtturm war ein Highlight. Wir hatten diese schon bei ersten Besuch auf der Insel entdeckt. Dieses mal war sie quasi offiziell geöffnet. Es gab Pizzen und feine Biere.
Abends mehr oder weniger zeitig ins Bett, denn wir wollten am Montag zeitig los. Es standen nochmals 60 Meilen auf dem Tagesplan.
Montag, 10. Juni: Ruhnu – Kuivistu
Am Sonntag und in der Nacht hatten wir bis Windstärke sieben. Am morgen hat der Wind, wie angesagt etwas nachgelassen und kam auch schön aus südwest. Bei Wind über fünf Beaufort aus Süd ist ein Auslaufen aus Ruhnu dann schon kritisch. Auch uns hat in der Hafenausfahrt noch ordentlich durchgeschüttelt.
Der Tag entwickelte sich dann zu einem schönen Segeltag. In Kuivistu gibt es nichts ausser dem Hafen. Es ist eigentlich nur eine Fähranlegestelle. Roman musste oder durfte also in die Kombüse. Sehr fein, wie immer, Danke Roman.
Es ist Brauch in den Durchgangshäfen, dass die jeweiligen Hafenmeisterinnen an den Flaggenmasten jeweils die Nationalen hissen, von den Herkunftsländern der Gäste. Da an unserem Schiff eine Deutsche Flagge, einen Adenauer, wie wir gelernt haben, am Heck weht, wird dann in der Regel auch am Hafenmast eine Deutsche Flagge gehisst. In Kuivistu, aber hat sich die Hafenmeisterin dann für das Schweizer Kreuz entschieden. Merci schön!
60.2 sm / 10h 29m
Dienstag, 11. Juni: Kuivistu – Happsalu
Nach den zwei grossen Schlägen über den Golf von Riga, stand heute eine kürzere Etappe auf dem Programm. Nach Haapsalu soll es gehen, durch die Strait of Muhu. Ein relativ enges Fahrwasser, zur Angewöhnung an die noch folgenden ganz engen Fahrwasser in den Schären.
Wir mussten bei der Hafenausfahrt noch auf die beiden Fähren acht geben, konnten dann aber zügig die Segel setzen. Ein Rundblick, liess mich dann stutzig werden. Da ist eine Insel, wo in der Karte keine ist. Der Blick durch den Feldstecher, brachte dann die Lösung; es war keine Insel, sondern ein riesiger geschleppter Ponton voll Holz. Wir haben dann auch festgestellt, dass unsere Insel fast gleich schnell mit uns mit bewegt.
Eir konnten die gesamte Strecke segeln, spannend wurde es noch bei der Begegung mit einer Fähre in einem engen Fahrwasser.
Haapasulu hat eine schöne holzige Altstadt, eine Burg und einen alten Bahnhof der quasi als Museeum diverse alte Loks und Wagen rumstehen hat. Das Kaff war zur Zarenzeit die Sommerfrische der St. Petersburger High-Society.
28.4 sm / 6h 31m
Mittwoch, 12. Juni: Haapsalu – Jussarö
Heute war die Überfahrt über den Finnischen Meerbusen angesagt. Kurz nach dem Start wurden wir von einer Schauerzelle verfolgt. Schliesslich hat uns diese dann auch erreicht und alles über uns ausgeschüttet, was diese Wolken tragen konnten. Bis wir die Reffs in den Segeln hatten, war das gröbste zum Glück schon wieder vorbei.
Obwohl wir die Zelle lange Zeit beobachtet haben und weder Blitz noch Donner gesehen bzw. gehört hatten, gingen dann zwei Blitze in unserer Nähe ins Meer. Rudergänger Toni hat diese deutlich gespürt am Ruder. Das ist dann doch unheimlich.
Wir hatten in der Mitte der Überquerung eigentlich mehr Grossschifffahrtsverkehr erwartet, sind aber ganz geschmeidig zwischen ein paar Frachtern gerade durch.
Jussarö ist eine sehr interessante, und schöne Insel. Hier wurde während ungefähr 10 Jahren in den 1960ziger Jahren Eisenerz abgebaut. Nicht abgebaut wurden allerdings die Installationen dazu, nachdem die Mine wieder geschlossen wurde. Eine Art Ballenberg für Kumpels. Toni hatte vorallem Freude an den Pneuladern, welche auch noch dort standen.
Der andere Teil der Insel ist dann als Gegensatz ein Naturschutzgebiet.
56.9 sm / 11h 42m
Donnerstag, 13. Juni: Jussarö – Stora Fagerö
Wir hatten jetzt noch drei Tage Zeit für die wenigen verbleibenden Meilen nach Helsinki. Nach dem schon beschriebenen Inselrundgang und ausführlichem Zmorge ging es dann gegen zwölf los. Die auf Jussarö vorhanden Grillplätze, haben uns inspieriert, so dass wir zuerst eine Tankstellenshop anliefen um Würste und ein paar weitere Dinge zu posten, welche uns fehlten. Der Laden hat sich als zentraler Versorgungspunkt für alle Sommerhäusler heraus gestellt. An der Schiffstankstelle war richtig Verkehr. Die kleinen Motorboote schossen mit hoher Geschwindigkeit aus allen Buchten und Schären. Wir mussten auch feststellen, dass die Seekarten hier nicht sehr genau sind, vor allem was die Wassertiefe angeht. Viel Trial und hoffentlich wenig Error, bis jetzt ist alles gut gegangen.
Nach dem „Shop-Stop“ ging es weiter in eine wunderschöne Ankerbucht. Leider konnten wir hier keine Feuerstelle finden und bräteln ausserhalb von offiziellen Feuerstellen ist hier verboten. Deswegen sind wir nach einer Siesta dann weiter nach Stora Fagerö. Dort fanden wir was wir suchten, kleiner Steg mit Feuerstelle. Es hat in diesem Fällen auch immer Plumpsklos mit Humus zum drüberstreuen. Ziemlich genial, stinkt (fast) nicht.
17.5 sm / 5h 20m
Freitag, 14. Juni: Stora Fagerö – Lähteelä
Auf heute genossen wir das anhaltende schöne Wetter und die uns gut gesinnten Winde. Wiederum eine schöne Revierfahrt durch die Schären. Trotz den guten Bedingungen ist es hier jederzeit unerlässich genau zu Navigieren. Es lauern diverse Untiefen und die Uebersetzung Seekarte – Wirklichkeit und vice versa ist nicht immer ganz einfach.
Unser Ziel ein schöner kleiner Hafen mit für die Ostsee schon fast klarem Wasser. Wind geschützt war es auch, also wenn nicht jetzt wann dann: SUP aufpumpen und ausprobieren. Das geht also ohne grosse Vorkurse und Neopren trocken ab.
Toni und Bumä haben dann noch ein Bad genommen, weil es sich einfach gehört für Ferien auf dem Boot. Lange sind sie allerdings nicht drin geblieben.
9.8 sm / 3h 58m
Samstag, 15. Juni: Lätheelä – Helsinki
Gut 20 Semeilen sind es nun noch nach Helsinki und um 16.00h beginnt der Match der Schweizer Fussballer an der EM. Das hat dann unseren Zeitplan bestimmt. Leinen los um 09.00 Uhr, wie am Vorabend angekündigt.
Heute war aber nicht die ganze Crew an Deck. Macht nichts, wir können das gut auch zu dritt. Auch heute wieder schönes Wetter und auch Wind dazu, sodass wir auch wieder viel segeln konnten.
Schon krass, wie schnell die grossen Fähren zwischen Tallinn und Helsinki unterwegs sind. Eben noch am Horizont, rauscht sie noch vor uns in den Hafen bevor wir die Fahrrinne queren.
Bevor es dann ganz ins Gewusel des Stadthafens geht nehmen wir die Segel runter. Wir sind in der Regel schon mutig, aber hier wäre des dann schon übermütig gewesen durch das Schiffs-Verkehrschaos zu segeln.
Um halb zwei fest in der BayMarina in Helsinki, im Angesicht der Eisbrecher-Flotte in der Sommerpause. Genug Zeit um sich für den Gang ins Publicviewing noch landfein zu machen
19.8 sm / 4h 29m
Sonntag, 16. Juni, Helsinki
Für die Jungs steht heute die Heimreise auf dem Programm. Für mich ein paar Tage „frei“ in Helsinki. Zuerst wird noch das Schiff klar gemacht, zu dem Pflichten des Hoteliers gehört ja auch der Zimmer- besser der Kojenservice dazu. In vielen Häfen hat es für die Gäste Waschmaschinen, so auch in Helsinki. Nach Schiffsputz und Wäsche, bleibt dann aber noch Zeit für einen ausgiebigen Stadtrundgang und dann obligatorisch und eigentlich auch in jedem finnischen Hafen vorhanden, die Sauna!
Sauna geht in Finnland leicht anders als bei uns: gemischte Sauna gibt es nur im Kreis der Familie. In grösseren Häfen gibt es darum meist zwei Saunen. In der Männer-Sauna wird entgegen der finnischen Klischees sehr viel getrascht. Meistens ist der Wortführer auch der Chef über den Wasserkübel. Gegenargumente oder Redepausen werden sofort mit einem Aufguss quittiert. So dauert der erste Gang selten über zehn Minuten. Dann setzt mann sich vor der Sauna auf die Bank und kramt sein Bier aus der Tasche. Anfänger haben keines dabei; das ist mir aber nur einmal passiert. Ebenso trinken Anfänger auch nach dem ersten Gang schon das ganze Bier leer, und bleiben dann nach dem zweiten Gang, der übrigens gleich abläuft wie der erste, durstig. Auch das ist mir nur einmal passiert.
Nachdem ich mich in der Sauna als nicht finnischsprechend geoutet hatte, kamen wir auch auf Englisch oder Deutsch ins Gespräch. Eine spontane Einladung auf die Nachbaryacht folgte sogleich. Es stellte sich heraus, dass die Partnerin des Seglers sehr lange in Winterthur für Sulzer gearbeitet hatte. Sie war sehr erfreut wieder mal Deutsch, sogar Schweizerdeutsch sprechen zu können.
Auch viele gute Tipps für schöne Häfen und Buchten habe ich in der Sauna von den freundlichen Finnen erhalten